Zugegeben, Holzpflaster renovieren wir nicht sehr oft. Denn Holzpflaster als sehr robuster und langlebiger Fußbodenbelag ist eher im industriellen Bereich anzutreffen als in Wohnräumen. Unseren Auftrag zur Renovierung des Holzpflasters in einer Kirche in Oer-Erkenschwick nehmen wir zum Anlass, hier über diese selten gewordene Parkettart zu informieren.
Bevor wir auf die Definition von Holzpflaster und häufige Fragen eingehen, sind hier noch ein paar Infos zu unserem Auftrag. Das alte Kirchenparkett musste nach einem Wasserschaden renoviert werden. Im Dach der Kirche gab es ein Leck, durch das Regenwasser in den Kirchensaal drang. Die Klötze aus Kieferholz saugten sich voll und lösten sich an mehreren Stellen vom Boden durch die Quellkraft des Holzes. Insgesamt haben wir eine Fläche von ca. 230 Quadratmetern Holzpflaster renoviert und versiegelt.
Inhalt
Was ist Holzpflaster?
Bei Holzpflaster handelt es sich um einen Holzfußboden für Innenräume, die industriell, gewerblich oder als Wohnbereich genutzt werden. Im Gegensatz zum Parkett hat Holzpflaster keine Stäbe, sondern besteht aus Klötzen. Meistens sind diese 40 bis 80 Millimeter breit, 40 bis 140 Millimeter lang und 22 bis 80 Millimeter hoch. Die massiven Klötze werden gepflastert verlegt oder verklebt, und zwar mit der sogenannten Hirnholzoberfläche nach oben. Anders als bei Parkett stehen die Holzfasern senkrecht (Hirnholz). Auf der Lauffläche des Holzpflasters sind dementsprechend die Jahresringe sichtbar. Darum ist Holzpflaster auch unter den Namen Hirnholzpflaster oder Hirnholzparkett bekannt.
Holzpflaster verlegen
Der Name dieser Parkettart verrät die Verlegeart schon: Die Holzklötze werden wie Pflastersteine eingesandet. Früher war das vor allem in Werkstätten eine gängige Praxis. Heute ist es üblich, die Klötze zu verkleben, wenn der Untergrund fest und aufnahmefähig ist. Ein Bodenaufbau aus Asphalt wie Estrich oder Beton sollte beim Verkleben von Holzpflaster als Untergrund bestehen. Da es die Klötze in verschiedenen Höhen gibt, lässt sich der Boden aus Holzpflaster an unterschiedliche Höhen anpassen, Stichwort Aufbauhöhe.
Geeignete Holzarten
Besonders geeignete Holzarten für die Verlegung von Holzpflaster sind Eiche, Kiefer und Fichte. Aber auch Esche und Lärche oder Hölzer mit gleichwertigen Eigenschaften können verwendet werden.
Kleber für Holzpflaster
Von allen Holzbodenarten hat Holzpflaster die stärkste Quellkraft. Daher empfehlen wir, es immer auf den festen Untergrund zu verkleben. Ein Parkettkleber reicht dafür jedoch nicht aus. Der Kleber muss für Holzpflaster zugelassen sein wie etwa der Kleber von STAUF. Die starke Quell- und Schwundkraft der Klötze ist auch der Grund, weshalb man Holzpflaster nie schwimmend verlegen sollte. Sonst läuft man auf losen Klötzen, wodurch die Sturz- und Unfallgefahr steigt.
Fugen im Holzpflaster schließen?
Die Fugen bei Holzpflaster werden nicht verschlossen. Das ist auch auf die Quellkraft des Bodenbelags zurückzuführen. Erhöht sich die Raumfeuchtigkeit, quellen die Klötze. Dem dabei entstehenden Druck muss der Kleber standhalten. Bei der Verlegung halten wir das Fugenbild klein, lassen aber Spielraum, damit sich das Holzpflaster nicht löst und wölbt. Die Fugen müssen also offenbleiben, da der Spielraum sonst nicht mehr vorhanden ist.
Holzpflaster renovieren
Holzpflaster zu renovieren, verläuft etwas anders als die Renovierung von normalem Parkett. Grundsätzliche Arbeitsschritte sind aber gleich, denn wir tauschen beschädigte Elemente aus, befestigen lose Klötze bzw. Stäbe, bevor wir die Bodenfläche abschleifen und neu beschichten. Holzpflaster schleifen wir allerdings anders als Parkett, nämlich viel gröber. Das liegt zum einen an der Dicke des Holzpflasters und zum anderen an den senkrecht verlaufenden Holzfasern. So erfolgt der Grobschliff bei Holzpflaster mit Korn 36 und endet auch mit einem Grobschliff mit Korn 60.
Die groben Schleifgänge beim Renovieren des Holzpflasters haben zwei Gründe: Schleifen wir zu flach, kann die alte Beschichtung nicht komplett entfernt werden. Das hat zur Folge, dass die Reste der früheren Beschichtung durch die neue Beschichtung durchscheinen und der Boden fleckig aussieht. Schleifen wir das Holzpflaster zu fein ab, kann die Oberfläche der Klötze verbrennen. Beim Feinschliff besteht also die Gefahr, dass das Holzpflaster am Ende schwarz aussieht.
Holzpflaster versiegeln
Haben wir das Holzpflaster renoviert, versiegeln bzw. beschichten wir seine Oberfläche. Je nach Nutzungsgrad verwenden wir dafür Lack oder Öl. Hier in der Kirche in Oer-Erkenschwick ist die Beanspruchung des Holzpflasters durch regelmäßige Veranstaltungen sehr hoch. Daher haben wir uns für eine Versiegelung der Holzklötze mit Lack entschieden, um einer Abnutzung vorzubeugen. Zuerst haben wir das Holzpflaster mit einer Grundierung behandelt und den Boden anschließend gleich 3 Mal lackiert. Dafür eignet sich sehr gut ein Lack von Bona.
Im Wohnraum, bei dem das Holzpflaster weniger frequentiert ist, reicht Öl als Beschichtung vollkommen aus. Öl hat zudem den Vorteil, dass es die Holzstruktur des Holzpflasters hervorhebt und den Boden einmalig aussehen lässt. Mit einem speziellen Lack ist die Betonung der Maserung aber auch möglich.
Holzpflaster – Vorteile und Nachteile
Holzpflasterparkett hat vor allem bei industrieller Nutzung sehr viele Vorteile. Wir haben die wichtigsten Vor- und Nachtteile von Holzpflaster zusammengetragen, die auch für den Wohnbereich gelten.
Holzpflaster Vorteile
- besonders strapazierfähig und belastbar
- keine Splitterbildung, da Klötze senkrecht zur Faser liegen
- sehr effizient und langlebiger als normales Parkett
Holzpflaster Nachteile
- neigt zur Fugenbildung durch hohes Schwinden und Quellen
- falsch verlegt, können sich Klötze lösen oder das Holzpflaster wölben
- hohe Anschaffungskosten
Weitere Vorteile und Eigenschaften von Holzpflaster können Sie im Baunetz-Wissen nachlesen.
Kann man Holzpflaster reinigen statt renovieren?
Wie bei Dielen oder Parkett auch ist Holzpflaster nur zu reinigen, wenn es keine größeren Schäden gibt. Geht es nur um die Optik, reicht eine maschinelle Reinigung des Holzpflasterbodens aus. Dabei wird der Schmutz sanft ausgebürstet. Anschließend brauchen wir den Boden nur noch zu ölen. Auch eine Einpflege ist danach möglich.
Was kostet Holzpflaster?
Wer überlegt, Holzpflaster im Wohnbereich oder auch in gewerblich / industriell genutzten Räumen zu verlegen, muss mit weit über 100 € pro Quadratmeter als Preis für das Holzpflaster inklusive aller Materialien und Verlegung rechnen.
Lässt sich Holzpflaster auf Fußbodenheizung verlegen?
Wir empfehlen es nicht, Holzpflaster auf eine Fußbodenheizung zu verlegen, da der Wärmedurchlasswiderstand zu hoch ist durch die Dicke der Klötze. Das ist ähnlich wie bei Parkett mit Fußbodenheizung und führt zu erhöhten Heizkosten.